Albanien 2017

Von Kukur nach Gjerbes

Auch die heutige Strecke war wieder als schwierig beschrieben, v.a. für den letzten Abschnitt wurde davon abgeraten, diesen während eines Regenfalls oder kurz danach zu fahren. Warum das absolut Sinn macht, sollten wir im Tagesverlauf noch sehen.

Erstmal ging es allerdings harmlos los, denn wir mussten von unserem Übernachtungsplatz aus nur noch ein kurzes Stück auf der Piste bis zur Straße zurücklegen. Die Straße sollte uns allerdings nur für einige Kilometer sehen, bevor wir auf die Piste Richtung Gjerbes abbogen.

Im Tal wird übrigens ein weiterer Staudamm gebaut. Überall waren LKWs unterwegs und das „Dorf“ der Arbeiter ist größer als alle umliegenden Dörfer. Überhaupt wird in Albanien gerade überall gebaut. Staudamm-Projekte scheinen dabei momentan der große Renner zu sein. Ich hoffe mal, dass davon auch die lokale Bevölkerung was hat, denn der Bau eines Staudamms ist doch immer ein sehr großer Eingriff in die ihn umgebende Natur.

Die Piste stellte sich am Beginn bereits als fast unfahrbar heraus. Völlig zerstört, überall große Löcher und sehr steinig. Zum Glück konnten wir sehen, wie neben uns ein älterer Baustellen-LKW (natürlich Mercedes) einen Shortcut direkt den Berg hochfuhr. Das sah deutlich besser aus als die „offizielle“ Piste und da dort der ältere LKW hochtuckerte sollten wir das doch auch können. Also schnell abgebogen und dem LKW hinterher.

Der Shortcut stellte sich schnell als verdammt steil heraus, war allerdings trotzdem besser fahrbar als die Piste. Kurz bevor es zurück zur Piste ging, wurde es nochmal steiler. So steil, dass ich mir dachte „hier hängenbleiben ist ein NoGo!“. Also mit etwas mehr Schwung als normal die Steigung hoch, um oben auf das flachere Stück zu gelangen. Der LKW-Fahrer hatte wohl schon bemerkt, dass wir ihm gefolgt waren und wartete oben bereits auf mich. Grinsend gab es von ihm erst mal ein thumbs up, danach erklärte er mir mit Händen und Füßen wir sollten ihm doch einfach weiter den Berg rauf folgen. Was wir auch gerne taten, denn der Kollege kannte wirklich jede Abkürzung und ist mit dem alten LKW verdammt gut gefahren. Wir waren auf jeden Fall alle beeindruckt, was mit einem Baustellen-LKW so alles machbar ist – auf jeden Fall mehr, als die Teile bei uns normalerweise machen müssen.

Zum Abschied gab es das übliche Hupkonzert – mal wieder eine nette Begegnung in diesem gastfreundlichen Land.

Nachdem wir wieder alleine waren, schraubte sich der Weg immer weiter den Berg hinauf. Passhöhe sollte bei 1600 Metern sein. Die Piste ist weitgehend durch Bodenerosion zerstört, so dass man sich ständig eine neue Fahrspur suchen muss. Höhere Bodenfreiheit ist Pflicht, vorsichtige Fahrweise auch. Trotzdem sind wir ohne Probleme und ohne einmal anzuhalten bis zur Passhöhe gekommen, wo wir die erste Pause einlegten. Auch hier wieder ein geniales Panorama über die albanische Bergwelt.

Ab jetzt ging es nur noch bergab, die Piste wurde erst mal besser befahrbar, nur einige wenige Passagen waren schlammig. Bis wir zu der oben bereits beschriebenen Passage kamen. Nicht im Nassen fahren!

Hier ist der komplette Hang abgerutscht, besteht außerdem aus irgendeinem bröseligen, grauen Material, die Piste ist ausgesetzt und besitzt keine Randsicherung. Also auch keine ausgefahrenen Spuren, die ein Fahrzeug halten könnten. Sehr unangenehm zu fahren, sieht allerdings von der gegenüberliegenden Hangseite kritischer aus, als es in der Realität war. Das schwierigste war in der Kurve auf die schmale Brücke aufzufahren. Vorne hat man keinen Platz und auf der Innenseite auch nicht. Ist schon ein komisches Gefühl, so eine Brücke zu befahren, welche genau in einer Kurve liegt und nicht viel breiter ist als das eigene Fahrzeug.

Nach dem diese Passage gemeistert war, war der Rest völlig undramatisch. Wir sind bis Gjerbes durchgefahren und haben uns in einem der Restaurants erst mal ein Kaltgetränk bestellt. Wenn die Kollegen vor Ort etwas geschäftstüchtiger wären, hätten wir dort auch noch unser Abendessen eingenommen. Sind sie aber leider nicht, also sind wir ein paar Kilometer aus dem Ort rausgefahren und haben uns unterhalb der Straße auf einer Wiese einen schönen Stellplatz für die Nacht ausgesucht. Abends gab es dann noch einen netten Besuch von der Dorfjugend, die hier oben auf der Wiese immer Fußball spielen. Wobei ich vermute, dass die auch einfach neugierig waren, wer denn hier oben auf ihrer Wiese campiert.