Nach einer verdammt kalten Nacht begrüßten mich morgens schon die ersten Sonnenstrahlen im Zelt. Trotz der kühlen Temperaturen hatte ich im Dachzelt sehr gut geschlafen. Ich stelle immer wieder fest, dass es bei kalten Temperaturen im Dachzelt deutlich angenehmer ist, als im Bodenzelt. Florian hatte deswegen in seinem Biwak eine deutlich kältere Nacht überstehen müssen.

Aber das ist halt der Preis dafür, hier ende September übernachten zu können. Es war wunderbar ruhig in der Nacht, keine Zivilisationsgeräusche und ein toller Sternenhimmel. Ich bin immer wieder beeindruckt, wie viele Sterne man sehen kann, wenn es mal richtig dunkel ist. Bei uns ist dafür einfach zuviel Störlicht vorhanden.

Als Begrüßungskomitee trieben die Schäfer ihre Schafherde an unserem Lagerplatz vorbei. Wie immer, waren die Kollegen sehr freundlich, haben gegrüßt und sich interessiert die beiden Autos angeschaut. V.a. der Jeep ist hier immer wieder einen Blick wert. Dieses Modell scheint in Rumänien weitgehend unbekannt zu sein, wir haben auf jeden Fall nirgendwo einen anderen gesehen. Das es ein Jeep ist, erkennt trotzdem jeder sofort. Hat schon seine Vorteile, wenn ein paar Designelemente praktisch seit 60 Jahren unverändert sind.

Nach Abschluss der Tagesplanung, ging es erst mal weiter Richung Osten. Naja ganz grob – wir hatten uns zwar zuhause jede Menge mögliche Strecken rausgesucht, was wir aber konkret fahren wollten, haben wir immer erst vor Ort entschieden. Dabei kommen natürlich auch mal Routen raus, die im Nirgendwo enden, oder nicht mehr befahrbar sind. Aber das ist eine Geschichte für einen anderen Tag.

Erstes Ziel war der Lacul Oasa, ein Stausee mit Kloster. Wahrscheinlich war das Kloster vor dem Stausee hier gewesen. Leider war das Bauwerk zum Teil eingerüstet, so dass man die Klosterkirche nicht richtig sehen konnte. Wobei die Konstruktion des Gerüstes wahrscheinlich durch jede deutsche Abnahme gefallen wäre 😉 . Aber es hält und Holz gibt es hier mehr als genügend, um solche Gerüste zu bauen.

Am Stausee entlang hatte uns erst mal der Teer wieder. Wobei solche Straßen auch immer für Überraschungen gut sind. Hier waren z.B. alle Brücken halbseitig abgefräst und notdürftig abgesperrt. Sehr abenteuerlich wenn man gerade etwas flotter um die Ecke kommt. Die Absperrungen sahen auch so aus, als ob sie schon vor Jahren aufgestellt wurden. Der Rest der Straße war relativ neu, was das halbseitige abfräsen bei den Brücken sollte (und dann alles liegenlassen) entschloss sich uns nicht.

Aber ewig wollten wir natürlich nicht hier auf dieser doofen Straßen rumgurken. Wir hatten uns beim Frühstück bereits einen Kammweg östlich des Staudamms rausgesucht. Nur wie dort hinkommen? Das war auf den Karten nicht eindeutig zu sehen. Da wir zwei Striche auf dem Kammweg rauf sahen, sind wir einfach mal davon ausgegangen, dass einer dieser Striche befahrbar sein würde. Der erste stellte sich aber gleich als einspuriger Wanderweg heraus. Hätte man mit einer Trial-Maschine rauf fahren könne, mit einem Auto – NoWay!

Zum Glück stellte sich der zweite Abzweig als gut befahrbare Forststraße raus, die uns auch ein paar Kilometer später bis auf den Kamm rauf führte. Endlich wieder was sehen 😉 . Der erste Platz stellte sich dann auch als idealer Übernachtungsplatz heraus, aber bereits um 14 Uhr die Zelte aufschlagen, das erschien uns dann doch etwas früh.

Wie hat man sich so einen Weg vorzustellen? Eigentlich sind es meistens keine angelegten Wege, sondern einfach Fahrspuren über die Weiden, die hier oben genutzt werden. Da die Bergkuppen alle schön abgerundet sind, kann man wirklich mit dem Auto von Gipfel zu Gipfel fahren. Landschaftlich alles sehr ähnlich zum Schwarzwald, nur das ich dort nicht einfach mit dem Auto vom Feldberg zum Schauinsland fahren darf. Von Übernachtung inkl. Lagerfeuer will ich jetzt gar nicht anfangen 😉 . Aber genau deswegen suchen wir uns solche Ziele raus. Zumindest ein paar Wochen im Jahr muss ich aus der überregulierten Verbotsgesellschaft in Deutschland fliehen und mal wieder das Gefühl haben, frei zu sein und nicht alle paar Meter vor einem Verbotsschild zu stehen.

Aber zurück nach Rumänien 😉 . Obwohl das Wetter immer noch sehr schön war, kündigte sich für den nächsten Tag bereits ein Wetterumschwung an. Das konnte man deutlich am Himmel sehen. Weswegen wir auch auf keinen Fall oben auf dem Kammweg übernachten wollten, sondern uns lieber einen Schlafplatz ein paar hundert Höhenmeter unterhalb suchen wollten. So traten wir dann gegen 17 Uhr auf einer Spur die abwärts führte den Rückzug an. Zuerst sah die Spur recht simpel zu befahren aus. Wurde dann aber immer schmaler und zum Schluss auch immer steiler. Schon wieder ging es gefühlt senkrecht den Berg runter. Aber irgendwie gewöhnt man sich auch daran – nach ein paar Tagen hat man dann einfach das Vertrauen, dass das Auto das schon mitmacht und man heil unten ankommt. Stellen über die man sich am ersten Tag noch Gedanken gemacht hat, werden nach zwei bis drei Tagen einfach überfahren.

Kurz vor der nächsten Forststraße fanden wir dann auch einen passenden Übernachtungsplatz. Eine Feuerstelle war auch schon vorhanden und in der Nähe sollte sich auch genügend Holz für das abendliche Feuer finden lassen. Für den folgenden Tag hatten wir geplant, wieder auf den Kammweg rauf zu fahren und diesem weiter Richtung Osten zu folgen. Aber das ist die Story für den nächsten Bericht 🙂 .