Marokko 2012

Von Imilchil über den Hohen Atlas nach Tinerhir

Über das Atlasgebirge sollte es heute über einen fast 3000 Meter hohen Pass zur Dades Schlucht und weiter nach Tinerhir gehen. Hier hatten wir uns einen schönen Campingplatz ausgesucht, um einen Ruhetag einlegen zu können.

Zuerst war aber nochmal Action angesagt und es sollte auch mehr passieren, als wir es vorher für möglich gehalten hätten. Nach dem obligatorischen Tankstopp für den Jeep 😉 – ging es über die R704 Richtung Pass. Leider hab ich keinen Namen für die Piste gefunden.

Weitgehend war die Piste problemlos befahrbar, wir kamen durch zwei kleinere Dörfer, mit den üblichen Bettelkindern und ein paar Männern, die Zigaretten schnorren wollten. Irgendwie gewöhnt man sich daran. Die Kinder bekommen ein paar Bonbons, dann hat man seine Ruhe, die Männer nix, denn ich bin Nichtraucher 😉 .

Die Piste schraubte sich immer höher durch großartige Landschaft. Oben auf den Bergen war überall noch Schnee zu sehen. Hier oben waren auch einige Hirten mit ihren Schafen unterwegs, alle sehr freundlich nur die Frage nach der obligatorischen Kippe muss anscheinend sein.

Dann kam kurz vor der Passhöhe DAS Schneefeld, welches uns auch zum Verhängnis hätte werden können. Kurz vorher hatten wir noch einen Hirtenjungen überholt, der uns irgendwas zurief. Wahrscheinlich eine Warnung, aber wer hört schon auf Warnungen? 😉

Auf jeden meinte Florian, der vorne fuhr, er würde mal versuchen durchzukommen. Hier wäre noch die Gelegenheit gewesen, sich die Passage mal zu Fuss anzuschauen. Taten wir natrülich nicht. Also hinein ins Schneefeld mit dem Jeep. Das ging so ca. 20 Meter, dann war Schluss. Leider stellte sich dann beim zurückfahren heraus, dass die Piste in diesem Bereich komplett aufgeweicht war und auch zum Rand hin das Gewicht des Wagens nicht halten konnte. Es kam was kommen mußte, der Jeep rutsche nach Rechts Richtung Abhang und damit war erstmal schluss.

Von hinten kam bereits der Hirtenjunge angerannt „NoNoNo“ und zeigte mir die Umfahrung dieser Stelle. Die hätten wir auch sofort gesehen, wären wir vorher mal ausgestiegen. Jetzt war es zu Spät und irgendwie mußte der Jeep aus der Lage befreit werden. Unser „Helfer“ fing sofort an Büsche am Hang auszureißen, um die Piste abzustützen. So haben wir erstmal zu dritt, relativ erfolglos versucht, den Jeep abzustützen. Jeder Versuch wieder rauszufahren endete damit, dass der Wrangler noch schräger Stand als vorher.

Nach ca. 2 Stunden waren uns dann irgendwann die Ideen ausgegangen. So langsam machte sich Ratlosigkeit breit. Letzte Idee war dann, Luft ablassen, soweit wie irgendwie möglich. Also einfach mal Ventil aufdrehen und so lange ablassen, bis der Reifen schön breit aufstand. Dann alles unter die Räder gepackt, was wir dabei hatten und den Landcruiser rangeholt um den Bergegurt zu befestigen. Als letzten Ausweg hatten wir noch besprochen, dass es auch möglich wäre, einfach den Hang runter zu fahren, dafür müßte der Jeep aber erstmal in Falllinie stehen.

Ehrlich gesagt war mir ziemlich unwohl zumute, als ich mich hinters Steuer setzte und den Rückwärtsgang einlegte, um den Jeep anzuschleppen. Zuerst sah es auch für 2 Sekunden sehr gut aus, doch dann rutschte der Wagen noch weiter ab und sah ihn schon fast umkippen. In der Situation machte Florian das einzige richtige, warf den Rückwärtsgang rein, lenkte voll nach links und gab Vollgas. Das war das 2. Mal das ich dachte „das war es jetzt“, doch zum Glück hatte ich nochmal unrecht und der Jeep stand plötzlich genau richtig in Falllinie, um den Hang runter zu fahren. Unser fleißiger Helfer war völlig von den Socken ich auch 😉 .

Der Rest war dann relativ unspektakulär, Jeep abhängen und runter 😉 . Ich nahm den Hirtenjungen noch ein Stück mit den Pass rauf und entlohnte ihn für seine tolle Hilfe. Der hat jetzt auf jeden Fall für einige Zeit eine tolle Geschichte zu erzählen, von zwei Deppen, die fast den Hang runtergepurzelt wären.

Im Vergleich zu diesem Erlebnis war der Rest des Tages zum Glück geradezu langweilig. Klar, die Dades Schlucht ist toll schmal, es gab viele schöne Bergpanoramen zu sehen und zum Abschluss des Tages kamen wir im Dunkeln glücklich auf dem Campingplatz an. Das verblasste aber alles vor dem Abenteuer im Schneefeld.

Morgen wird dann Ruhetag gemacht, es geht als erst mit dem 17.03. weiter mit diesem Reisebericht.