Island 2011

Vom Myvatn zur Askja

Eigentlich stimmt das gar nicht, denn morgens früh standen wir bereits mitten in der Strecke drin. Die Nacht war von den Temperaturen erträglich warm gewesen und der Tag versprach schön zu werden.
Gegen 10 Uhr ging es dann weiter auf der Piste. Nach 10 Minuten waren ich überrascht, dass wir plötzlich wieder mitten in einer Wiesenlandschaft fuhren. Hätte man kurz vorher in der Mondlandschaft nicht für möglich gehalten. Aber hier war ein Bach in der Nähe und so kann dort auch Gras wachsen. Bis zum Abzweig, der zum Goðafoss führen würde, war die Piste sehr gut befahrbar, leicht sandig, keine Schlaglöcher, kein Wellblech!
Danach wurde es dann allerdings lustig. Die Piste führt mitten durch ein riesiges Lavafeld. Ständig muss man Lavabrocken überqueren, nicht immer einfach, trotzdem bleibt der Wegverlauf einigermaßen gut erkennbar. Das bleibt so, bis man an der Botni-Hütte ankommt. Diese Hütte fand ich auch total witzig, denn sie steht mitten in dem Lavafeld, als wäre sie von einem Hubschrauber abgeworfen worden 😉 .
Ab der Botni-Hütte wird es dann richtig witzig. Die zu überquerenden Lavabrocken werden größer, dafür der Verlauf der Piste immer schwieriger erkennbar. Wobei von Piste kann man hier eigentlich nicht mehr sprechen, man folgt eher undeutlichen Reifenspuren im Sand, der sich zwischen der Lava abgelagert hat. Trotz GPS mit eingezeichnetem Pistenverlauf, war es gar nicht so einfach, den richtigen Weg zu finden. Da war ich dann auch wirklich froh, dass Mario und Nicola mit ihrem Landcruiser hinter mir waren, denn die Gegend ist wirklich, wie die Australier sagen würden, eine „Remote Area“. Wir haben den kompletten Tag kein anderes Auto gesehen, dass uns entgegen gekommen wäre. Wer hier liegenbleibt hat einen längeren Fußmarsch vor sich, deswegen würde ich dringend davon abraten, diese Strecke mit nur einem Auto zu fahren.
Dazu kommen einige Stellen, an denen man u.a. einen Einweiser haben mag. Ich habs zweimal in Anspruch genommen und der Sorento hat auch ein paarmal die Steine geküsst 😉 . Aber alles undramatisch, dafür hab ich ja stabile Unterfahrschutzbleche montiert. Die Lavasteine haben außerdem den Vorteil, dass sie relativ brüchig sind und trotzdem den Reifen einen guten Grip bieten.
Hat man dann irgendwann nach mehreren Stunden das Lavafeld verlassen, dann befindet man sich einer Steinwüste, die wahrscheinlich auch in Algerien liegen könnte. Es wird ein kleines Tal passiert, die Piste bleibt weiterhin sehr steinig und dadurch die maximale Fahrgeschwindigkeit bei 20-30 km/h. Für das Passieren des Lavafeldes haben wir mit Pause über 4 Stunden benötigt.
Ehrlicherweise muss ich zugeben, dass ich mich dann auch gefreut habe, als wir endlich weiter im Süden die F910 erreichten. Denn die Fahrerei war doch recht anstrengend gewesen. Allerdings ist die F910 auch nicht wirklich entspannt zu fahren 😉 . Ständig kurvt man um Lavabrocken herum, da kommt man auch nicht schnell vorwärts.
Diese Kurverei geht so, bis das berühmte Schwemmsandfeld des Vatnajökull erreicht ist. Ab hier hats richtig Spaß gemacht zu fahren. Die Piste führt über eine weite, offene Sandfläche, zuerst direkt am Schwemmsandgebiet vorbei, später immer geradeaus Richtung Askja. Das hat mir richtig Spaß gemacht, mit 50-60 über die Sandflächen zu fahren. Der Luftdruck in den Reifen war mit 1,6 Bar für den weichen Untergrund etwas zu hoch. Ein Bar hätte besser gepasst, aber draußen tobte ein Sandsturm, so dass ich nicht wirklich viel Lust verspürte, mich vors Auto zu hocken, um den Reifendruck anzupassen. Es ging auch so, muss man halt mehr Gas geben.
Kurz vor der Dreki-Hütte war dann leider Schluss mit lustig. Es wird nochmal steiniger, aber weiterhin gut befahrbar. An den beiden Abzweigen zur Gæsavatnaleið sind wir auch vorbeigefahren und das war schon irgendwie verlockend für mich gewesen, diesen Spuren zu folgen. Ich bin dann immer gleich neugierig, wenn ich solche Abzweige passiere. Aber es muss ja auch noch Ziele für folgende Islandreisen geben.
Gegen 18:30 Uhr erreichten wir endlich die Dreki-Hütte. Laut GPS-Track hatten wir eine Fahrzeit von fast 7 Stunden, für 103 km. Wer diese Strecke mal in seinen Urlaub einplanen möchte, sollte sie also auf jeden Fall als Tagestour angehen. Es ist ein tolles Erlebnis, aber man sollte sich nichts vormachen, auch ein anstrengendes. Außerdem sollte man sein Auto kennen und wissen, was geht und was nicht geht. Untersetzung ist auch Pflicht + genügend Bodenfreiheit. Also nichts für serienmäßige SUVs 😉 .