Norwegen 2004

Von Åndalsnes in die Sunnmøre Alpen

12.08.
Hab eben festgestellt, das ich schon wieder über 4000km bisher gefahren bin und der Urlaub ist noch nicht zu Ende.

Heute hab ich einen Teil der “Goldenen Route” befahren. Heute morgen ging es nach dem Frühstück den Trollstigen rauf. Den bin ich bereits vor zwei Jahren gefahren. Allerdings war da leider Nebel gewesen, so dass man nicht viel sehen konnte.
Heute dagegen war perfektes Wetter, nur ein bisschen Frühnebel war noch unterwegs. Deswegen bin ich mir auch unsicher ob die Fotos was geworden sind. Ich brauche unbedingt eine bessere Digicam. Meine jetzige hat v.a. mit dem Weißabgleich so ihre Probleme, wenn die Luft etwas diesig ist. Das war aber wegen des Superwetters der Fall in den letzten Tagen.

Am Trollstigen selber war mal wieder Tourirummel, wie man ihn sich schöner kaum vorstellen kann. Ein Reisebus nach dem anderen quälte sich die Serpentinen hinauf oder herunter. Ich hatte Glück gehabt und keinen Bus vor mir gehabt. Auch die WoMos haben alle brav Platz gemacht, so dass ich überholen konnte. Von oben ist es aber ganz witzig dann die Dramen zu beobachten, die sich ein paar 100 Meter weiter unterhalb so abspielen. Große Achtung hab ich aber vor den Buslenkern, die ihre Kisten dort heil durchbringen. Einige Schleifspuren in den Kehren zeugen aber davon, dass das nicht jedem gelingt.

Weiter ging es dann durch das Valldalen zur Fähre nach Stranda. Hier verläßt man dann die “Goldene Route”. Wer sie weiterfährt landet später in Geiranger. Da ich dort auch schon war und beschlossen hatte, den Sunnmøralpen einen Besuch abzustatten, hab ich mir Geiranger gespart. Von Stranda aus ging es dann Richtung Hellesylt, ein kleines Kaff, das sich direkt an die es umgebenden Felsen klammert. Von hier aus fährt im Sommer auch eine Fähre nach Geiranger. Wahrscheinlich eine Goldgrube für die Fährgesellschaft.

Hellesylt selber lohnt nicht zum anschauen, die Umgebung schon. Doch wo ist das in Fjordnorwegen nicht der Fall? Kurz hinter Hellesylt ging es dann auf die Straße 655, die durch das Nibbedalen und das Norangsdalen zur Fähre nach Sæbø führt. Die Straße ist anscheinend im Winter gesperrt und führt durch eine beeindruckende Hochgebirgslandschaft.
Nachtrag: Im nachhinein muss ich sagen, dass ich mir für das Norangsdalen mehr Zeit hätte lassen sollen, da es wirklich eine Perle ist. Ich hatte aber meine Reiseführer zuhause vergessen, bzw. die falschen dabei, so dass ich auf die örtlichen Prospekt angewiesen war, die in den Touriinfos ausliegen. Sind meistens auch ausreichend.

Eigentlich wollte ich danach in Ørsta auf den Campingplatz fahren. Der hat mir aber überhaupt nicht gefallen. Liegt direkt an der E39 und war auch sonst mehr auf die Gattung Dauercamper eingerichtet.
Also hab ich erstmal der Touriinfo `nen Besuch abgestattet, um zu erfahren, wo sich denn in dieser touristisch noch nicht ganz so erschlossenen Region noch ein Campingplatz verbirgt.
Erfahren hab ich dort, dass in Sæbø noch einer ist, an dem war ich aber schon vorbeigekommen, und der ist auch mehr was für die Dauercamper. Dafür liegt er wenigstens ruhig. Also bin ich wieder zurück und hab mir hier einen Platz gesichert und sitze hier jetzt mitten zwischen gepflegten Vorgärten, gemähten Rasenflächen und Topfblumen. Wenn ich jetzt noch einen Gartenzwerg sehe, dann fühle ich mich wie in Deutschland. Überhaupt dürften die Hobby Landhäuser + Vorzelthaus doppelt so gross sein, wie meine Wohnung zuhause. (Wie sieht ein Hobby-Landhaus aus?)

Als Entschädigung durfte ich eben am Fluss einem Fliegenfischer zuzuschauen. War echt interessant, hatte ich vorher noch nie gesehen. Beim genauen hinschauen konnte man sogar die Forellen springen sehen. Echt klasse!
Umsonst war der Besuch in Ørsta aber nicht. Das Mädel in der Touriinfo hat mir noch ein paar Tipps für morgen gegeben und extra für mich ihr deutsch aus den hintersten Gehirnwindungen hervorgekramt. Fand ich nett, auch wenn es nicht notwendig gewesen wäre, wir hätten uns auch auf englisch weiter unterhalten können.

Wenn das Wetter morgen wieder so gut ist, dann werde ich hier in der Umgebung eine Wanderung unternehmen, die mir in Ørsta empfohlen wurde. Mal sehen, vielleicht hält mein Wetterglück noch ein paar Tage!?


13.08.

Da ich gestern einfach zu müde war, bin ich nicht mehr dazu gekommen, mein Tagebuch weiterzuführen. Ziemlich schlampig! Somit also jetzt der Bericht von 2 Tagen.

Ziemlich viel passiert in den letzten beiden tagen. Gestern war ich auf dem Skårasalen in den Sunnmøre-Alpen. (Internet: http://www.orstainfo.no/ )
Beim Aufstieg hab ich noch eine nette Familie aus Italien kennen gelernt, mit denen ich zusammen den Auf- und Abstieg durchleiden durfte. Heute war ich zuerst am Westkap und danach noch auf Kråkenes Fyr. Jetzt hab ich mir eine kleine Hütte gemietet für eine Nacht in Allmenningen. Die war auch nicht viel teurer als Zelten und das Wetter sieht zum ersten mal, seit ich in Norwegen angekommen bin nach Regen aus. Sollte mich mein Wetterglück verlassen haben? Ich hoffe auf morgen! Aber nun der reihe nach!

Gestern zeigte sich der Himmel wieder wie von den letzten Tagen bereits gewohnt wolkenlos. Also ging ich die geplante und empfohlene Wanderung an.
Schon auf dem Parkplatz traf ich die italienische Familie, die sich bei genauerem hinhören als italienisch-deutsch herausstellte. Als sie losgingen meinten sie noch zu mir, ich würde sie bestimmt wieder einholen, da sie ziemlich langsam wären. Sooo langsam waren sie auch wieder nicht, denn es dauerte doch einige Zeit, bis ich sie eingeholt hatte.
Danach sind wir dann irgendwie gemeinsam weiter, ohne dass das extra abgesprochen worden war. Fand ich irgendwie witzig!

Laut Beschreibung sollte es eigentlich einen ausgeschilderten Weg nach oben geben. Laut der Beschreibung sollte die Wanderung auch “mittelschwer” sein. Aber wie das in Norwegen nun mal so ist mit mittelschwer und ausgeschildert, war die Wanderung weder das eine, noch konnte man ab einem bestimmten Punkt die Beschilderung finden.
So standen wir irgendwann vor einem riesigen Geröllfeld und der Trail war nicht mehr erkennbar. Zu dem Zeitpunkt erblickten wir noch 2 andere Wanderer, die sich oberhalb von uns scheinbar auf dem Trail befanden. Also was macht man in so einer Situation? Man stiefelt ohne groß drüber nachzudenken hinterher (schonmal von Lemmingen gehört?). Diese Route führte uns dann innerhalb einer halben Stunde mitten rein in einen unübersehbares Steinfeld, das aus verschieden großen Murmeln bestand, von denen die meisten alles andere als fest waren.
Das konnte nicht der richtige Weg sein und herunter sollte man dort auch nicht gehen. Mir wurde es langsam etwas komisch, denn schließlich bin ich nicht Spiderman und wenn ich alleine gewesen wäre, dann wäre ich spätestens dort wieder umgekehrt.

Zum Glück erspähten irgendwann die Adleraugen der Mutter auf der linken Seite den Trail. Wir waren viel zu weit rechts gewesen. Wo wir den Trail allerdings verpasst hatten, stellte sich erst auf dem Rückweg heraus.
Nach einer weiteren halben stunde Kraxelei über wackliges Geröll standen wir endlich auf dem richtigen Trail, der auch zumindest an dieser Stelle einigermaßen ausgezeichnet war und gut begehbar war.
So erreichten wir dann glücklich nach 3,5 Stunden den Gipfel. Die Aussicht dort übertraf wirklich alles, was ich bisher in meinem Leben gesehen hatte. Man konnte durch das gute Wetter bis zum Atlantik schauen und ringsum alle Berggipfel, inkl. dem Jostedalsbreen sehen.

Was soll ich hier groß darüber schreiben? Schaut euch einfach die Fotos an, dann seht ihr, was ich gesehen habe.
Am Gipfel trafen wir dann auch noch die “Verursacher” unseres Schlammassels, die extra nicht den Trail gegangen waren, weil der männliche Teil der beiden wohl den direkten Weg für schneller hielt. Seine Schwester war aber froh, als wir ihr erzählten, dass sie über den Trail relativ einfach wieder runterkommen könne. Sie war nämlich im Gegensatz zu ihrem Bruder alles andere als ein Bergsteiger. Die beiden waren aber sehr nett und konnten uns einiges über die Umgebung erzählen.
Nach ca. einer stunde ging es dann wieder abwärts. Zwischendurch kamen noch 2 Wikinger auf dem Gipfel an, die den Aufstieg in 2 Stunden bewältigt hatten. Respekt!

Wie so häufig ist so ein Abstieg anstrengende als der Aufstieg. Zumindest für die Knochen. Das gekraxele wollte kein ende nehmen und so langsam merkte ich, dass sich an meinen Füßen Blasen bildeten. Hab ich häufiger, wenn ich längere zeit bergab laufe. Ich denke, dass ich mir mal neue Wanderschuhe zulegen sollte. Die Blasen machen das Absteigen nicht einfacher, da man bei jedem Schritt Schmerzen hat.
Nach 2,5 Stunden sind wir dann auch endlich am Ausgangspunkt unserer Wanderung angekommen. Ich war selten so k.o. nach einer Wanderung.
Zur Abkühlung und zum Dreck abwaschen gönnte ich mir zum Abschluss noch ein bad in einem See.
Am Abend saßen wir dann noch in der Hütte meiner Begleitung zusammen und haben den Tag noch mal Revue passieren lassen. Wir waren uns einig, dass man als unkundiger trotz Karte den Trail nicht finden konnte, da an einer entscheidenden Stelle einfach die Auszeichnung fehlte. Genau an dieser Stelle waren wir dann auch verkehrt gelaufen.
Alles in allem war es aber ein toller Tag und ich bin froh , dass ich die Wanderung nicht alleine machen musste.