Baltikum 2017

Entlang der Küste bis zum Kap Kolka

Wenn man an der Küste ist, was sollte auf jeden Fall angeschaut werden? Richtig – einen Leuchtturm!

Einige Kilometer nördlich unseres Übernachtungsplatz steht einer direkt an der Küste, ansonsten nur von Wald umgeben. Am Vorabend hatten wir bereits die Betreiberin des kleinen Campingplatzes befragt, ob der Leuchtturm zu besichtigen sei und ob die Piste bis dort durchgehen würde? Beides wurde bestätigt, allerdings mit dem Einwand, dass die Piste nur durch Wald gehen würde. Sehr schön, deswegen waren wir hierher gekommen 🙂 .

Der Leuchtturm hört auf den Namen Akmeņraga bāka und wurde laut der Beschriftung im Jahr 1924 erbaut. Ich vermute mal, dass er irgendwann dazwischen auch erneuert worden ist. Für ein paar Euro eintritt kann der Turm besichtigt werden. Es wird noch darauf hingewiesen, dass wir auf die Kinder aufpassen sollten und schon geht es die unzähligen Treppenstufen immer im Kreis den Turm hoch.

Ein tolles Erlebnis, welches man so in Deutschland eher nicht erleben wird. Der Aufgang endet an einer Leiter, es geht durch eine Luke und schon befindet man sich in der Turmspitze mit dem Leuchtfeuer. Also direkt neben dem Leuchtfeuer. Ich war vor viel zu vielen Jahren auf dem Leuchtturm in Norderney – ich kann mich nicht daran erinnern, dass dort auch die Turmspitze mit dem Leuchtfeuer betreten werden durfte.

Durch eine weitere kleine Luke darf sogar der Außenbalkon betreten werden. Ein luftiges Erlebnis mit einem tollen Blick auf die Ostseeküste. Die vielen Treppenstufen hatten sich auf jeden Fall gelohnt.

Weiter ging es über Paviloska (sehr schönes gemütliches Restaurant am Hafen) bis nach Ventspils, wo wir uns auf dem größeren Campingplatz für zwei Tage einquartierten. Dusche und einen Tag bei etwas Sonnenschein ausspannen schadet auch nicht im Urlaub. Auch hier wieder ein wunderschöner Sandstrand und trotz Hauptsaison eigentlich nichts los.

Einen Tag später wollten wir dann doch endlich am Kap Kolka ankommen. Wäre uns vielleicht auch gelungen, wenn da unsere Neugierde nicht gewesen wäre 😉 . Auf dem Plan stand ein weiterer Leuchtturm (Miķeļbāka) und das Kap Kolka.

Kurz hinter Ventspils verwies allerdings ein Schild zum Irbenes Radioteleskop. Also geschwind umgedreht und die Stichstraße reingefahren. Zu unserem erstaunen kamen wir nach einigen Metern an einer verlassenen Siedlung, offensichtlich aus sowjetischer Zeit vorbei. Die Wohnblöcke waren von der Straße nicht einsehbar gewesen, was sicherlich kein Zufall war. Beim Radioteleskop wurden wir freundlich von einem Studenten begrüßt, der während der Sommerferien hier die Führungen durch die Anlage durchführt. Klasse – eine Führung durch eine alte sowjetische Ruine, von der Teile inzwischen wieder genutzt werden.

Was haben die Sowjets hier gemacht? So 100%ig scheint das bis heute nicht klar zu sein, denn bei Wikipedia findet sich nur der Satz “It was possibly used by the KGB during the Cold War to spy on communications between Europe and the USA.”
Hört sich zumindest plausibel an. Heute ist wieder ein 32 Meter Parabolspiegel montiert, der immer noch von der alten sowjetischen Mechanik bewegt wird. Die Anlage zählt zu den präzisesten in Nordeuropa und wird u.a. von der Universität in Ventpils betrieben.

In den unbenutzten Teilen der Anlage sind noch viele Hinterlassenschaften der ehemaligen Besitzer zu finden. Leider allerdings auch viel Zerstörung, vermutlich durch Plünderung, nachdem der Betrieb 1994 eingestellt worden war, als die russischen Truppen abgezogen sind.

Wenig überraschend dauert so ein Besuch länger als gedacht, damit war ein Besuch am Kap Kolka auch wieder gestorben. Nicht schlimm, die Führung war sehr interessant.

Zumindest war der nächste Übernachtungsplatz schon fast in Sichtweite des Kap. In Vaide fanden wir einen wunderschönen kleinen Campingplatz, wieder in Laufweite vom Strand entfernt. Für mich der schönste Campingplatz des Urlaubs mit einem sehr netten Betreiber, der sich richtig gefreut hat, Gäste aus Deutschland begrüßen zu können.

Nachdem das Kap schon fast zu sehen war, konnten wir es am folgenden Tag nicht mehr verfehlen, dafür war selbst für uns die Strecke zu kurz. Das war dann auch der erste touristische Ort, den wir an der Küste getroffen hatten, mit Parkgebühr und einigen anderen Besuchern. Trotzdem lohnt der Besuch, da es landschaftlich eine schöne Ecke und ein guter Abschluss einer Fahrt an der Küste Richtung Norden.

Vom Kap aus sollte es in einem größeren Sprung noch am selben Tag bis zum Gauja Nationalpark gehen. Mehr davon im nächsten Bericht.