Marokko 2015

Erg Chigaga und Lac Irici

Was gibt es schöneres, als mitten in den Dünen aufzuwachen und den Sonnenaufgang zu betrachten. Für mich nicht viele Sachen – die Umgebung ist unglaublich friedlich und still. Keine Zivilisationsgeräusche, keine bimmelnden Kirchenglocken oder bellende Hunde die einen stören könnten.

So war es auch am Samstag, als ich mitten im Erg Chigaga aufgewacht bin. Ich war auch schon gegen 6_30 Uhr sehr früh unterwegs, um das Morgenlicht für einige Fotos zu nutzen. Kurz nach dem Sonnenaufgang wird es hier leider so hell, dass alle Farben aus den Fotos verschwinden. Deswegen muss man jeweils die Morgen- und Abendstunden intensiv nutzen. Auch in den Nachtstunden lassen sich in der Wüste tolle Fotos machen, da es einfach viel dunkler ist, als wir das aus Deutschland gewohnt sind.

Nach einem gemütlichen Frühstück sind wir erst mal Richtung Lac Irici quer durch die Dünen gefahren. War nicht immer ganz einfach, da wir hauptsächlich gegen den Dünenkamm fahren mussten. Der Sand war aber überraschend tragfähig und der Patrol hat mal wieder gezeigt, dass er sich in den Dünen einfach super fahren lässt.

Ich war vor der Reise etwas skeptisch, da der Wagen doch ziemlich schwer ist und der lange Radstand mitunter etwas hinderlich sein kann. In der Wüste wandelt sich dieses Bild aber völlig. Der lange Radstand ist eher positiv, da sich der Wagen auf Pisten viel ruhiger verhält, als ich das vom Toyota gewohnt war. Auch in den Dünen fährt er sich einfacher als der kurze J12. Das hatte mich dann schon überrascht, da ich eher damit gerechnet hatte, dass man früher auf dem Dünenkamm hängenbleibt. Das ist aber überhaupt kein Problem, was im Sand im weg ist, wird einfach platt gefahren. Durch den langen Radstand hat man auch nicht das Problem, dass man z.B. mit beiden Achsen gleichzeitig in einer weicheren Passage steckt. Meistens ist es so, dass die Hinterachse noch gut nachschieben kann.

Ihr merkt es wahrscheinlich, ich hatte richtig Spaß, den schwarzen Kasten durch die Dünen zu steuern. Hängengeblieben bin ich nur einmal, was aber mittels Kinetikseil schnell behoben war. Dafür durfte sich der Nissan allerdings mehrfach als „Toyota Recovery Vehicle“ betätigen 😉 .

Irgendwann hatten wir dann den Rand des Dünenfelds erreicht und der Lac Irici lag vor uns. Normalerweise ein riesige Glatte Fläche, über die man mit 100km/h drüber brettern kann. Nicht so in diesem Jahr. Ich hatte wir wie gewohnt am Ostrand des Lac einen Waypoint gesetzt und bin relativ der Nase nach darauf zu. Zu meiner Überraschung sind wir allerdings nach kurzer Zeit mitten in grünem Gestrüpp gelandet. Also erst mal Kehrtwende und eine neue Spur gesucht. Dabei viel uns dann auf, dass große Teile des Lac Irici aktuell mit diesem grünen Zeugs bewachsen sind. Gleichzeitig ist der Boden nicht an allen Stellen so fest, wie man das eigentlich erwartet. An einigen Spuren konnte man auch erkennen, dass hier vor einiger Zeit jemand seinen Wagen erfolgreich eingebuddelt hatte.

Wir hatten deswegen aus Sicherheitsgründen den Abstand zwischen den Fahrzeugen vergrößert, so dass sich im „worst case“ nur ein Fahrzeug festgefahren hätte.

Ab dem Lac Irici wollten wir der alten Dakar-Strecke Richtung Tata folgen. Diese allerdings in der Mitte der Piste abkürzen und über Tissint nach Tata fahren. Das ist die sichere Variante, die wohl immer funktioniert, wogegen die Befahrung der Piste bis nach Tata vom Wohlwollen der marokkanischen Grenzposten abhängt.

Der Sonnenuntergang ist übrigens in Marokko im November gegen 17:30 Uhr, so dass der Tag mitunter zu schnell vorbei ist. Deswegen suchten wir uns dann auch auf der Dakar Piste einen Übernachtungsplatz, da es zulange gedauert hätte, bis nach Tata durchzufahren. Gefunden hatten wir einen schönen Platz mitten in einem Qued. Etwas sandig und von einigem Grünzeugs umgeben.