Polarkreis 2014

Bis an die finnische Grenze

Ganz schön viel passiert heute, aber der Reihe nach 😉

Heute früh präsentierte sich der Himmel mal wieder grau in grau. Aber davon darf man sich nicht abschrecken lassen, dass kann sich relativ schnell ändern. So hab ich dann in Jokkmokk erstmal Kulturprogramm gemacht und mir das samische Museum angeschaut.

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Der Besuch hat sich auf jeden Fall gelohnt. Viele tolle Exponate, die vom Leben der Samen in der Vergangheit und Gegenwart erzählen. Einiges kannte ich bereits, anderes war mir bisher komplett unbekannt gewesen. So dass z.B. die bekannte Tracht je nach Region varriieren kann und das man auch anhand der Tracht erkennen kann, woher der Träger stammt, ob er verheiratet ist, etc. Viele Informationen zum traditionellen Glauben werden vermittelt und zur Unterdrückung desselben, bis vor nicht allzulanger Zeit, durch den schwedischen Staat und die Kirche. Irgendwie ist es immer eine ähnliche Geschichte, wenn man sich mal anschaut, wie häufig mit Minderheiten umgesprungen wurde/wird.

Nach diesem Ausflug in die Kultur (muss auch mal sein), ging es wieder zurück in die schwedischen Wälder. Ich hatte mir eine Route quer durch bis nach Pajala ausgesucht. Leider hat die Panung für den heutigen Tag nicht ganz so gut geklappt, wie gestern, denn ich musste leider an einer Stelle die Strecke ändern, da die Durchfahrt plötzlich nicht mehr erlaubt war.

War schon etwas doof, da ich dadurch einen größeren Umweg fahren musste, den ich eigentlich vermeiden wollte. Wäre auch schön, wenn einem so eine Information bereits ein paar Kilometer vorher angezeigt würde und man nicht 25 Kilometer umsonst durch den Wald fahren muss, um dann vor diesem Schild zu stehen.

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Ehrlicherweise hab ich kurz überlegte, dass Schild zu ignorieren, da es bis zur E10 nur noch ca. 10 Kilometer waren. Hab mich dann aber doch dagegen entschieden, da die Piste im weiteren Verlauf vermutlich über privates Land führt (oder was auch immer). Außerdem besteht natürlich auch immer die Möglichkeit, dass man am anderen Ende der Piste vor einer verschlossenen Schranke steht und dann noch weiter zurück fahren darf.

Wer jetzt denkt, dass die Strecken komplett menschenleer waren, der irrt sich. Man kommt durch mehr Ortschaften oder kleiner Siedlungen als man vorher vermuten würde. Manchmal hab ich mich schon gefragt, von was die Leute hier draußen leben? Können ja nicht alle Rentierzüchter sein. Ich weiss jetzt auf jeden Fall, was viele in Freizeit machen – hinter einem Motorschaf laufen und den Rasen vor der Hütte abgrasen. Es können mehrere Autowracks rund um das Grundstück verteilt sein, der Rasen ist aber fast immer perfekt abgegrast (wobei das mit den Wracks eher die Ausnahme ist).

Zurück zu den Rentieren – sowas dämliches! Die sind ja noch dämlicher als die Schafe auf Island, die einem immer vors Auto springen. Zuerst bleiben sie im Rudel oder alleine auf der Straße stehen, bis man fast vor ihren Hufen stehen um dann in panischer Flucht vor dem Auto wegzulaufen. Passenderweise wird die Flucht immer in die falsche Richtung durchgeführt, so dass sie manchmal mehrere hundert Meter vor dem Objekt der Panik hertraben. Eigentlich müsste man ja denken, dass die sich mit Autos besser auskennen, denn schließlich kann ich nicht der erste Mensch gewesen sein, dem sie begegnet sind.

Vielleicht ist es aber mit den Rentieren genauso wie mit den Schafen. Es gibt die Profirens, die an der Europastraße wohnen und genau wissen, wann es sich lohnt Panik zu bekommen und wann man ganz ruhig bleiben kann. Dann gibt es noch die Amateure, die die meiste Zeit ihres Lebens im Wald hocken und beim Anblick eines Autos sofort in wilder Panik, kopflos davontraben.

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Bevor sich jetzt hier irgendein Tierschützer aufregt, ich bin immer sehr vorsichtig und langsam an die Tierchen rangefahren, hab nicht gehupt und auch nichts nach Ihnen geworfen und jeweils geduldig gewartet, bis sie sich für eine Seite entschieden hatten. Wie gesagt, die Schafe auf Island sind ähnlich, von daher kenne ich das schon. Stehenbleiben bringt übrigens nichts, denn dann bleibt auch das Ren stehen und Mensch und Ren könnten sich vermutlich mehrere Stunden gegenseitig auf der Straße beobachten. Mit Ziegen ist es übrigens noch mal anders, aber das ist eine andere Geschichte.

Nach meinem unfreiwilligen Umweg ging es weiter Richtung Pajala. Allerdings nicht ohne in einem Walddorf unbeabsichtigt alle Hunde zu wecken 😉 . Dabei hatte ich nur den falschen Abzweig genommen und stand plötzlich mitten auf einem Hof. Das bemerkten die Hunde sofort, der Besitzer nicht, der war nämlich gerade mit Mickymausohren dabei, hinter seinem Motorschaf herzulaufen.

Gegen 18:30 Uhr war ich dann endlich in Pajala angekommen und hab die Idee verworfen weiter nach Finnland zu fahren. Genug hinterm Steuer gesessen für heute – mehr als ich eigentlich vorhatte. So hab ich den schönen – aber etwas renovierungsbedürftigen – Platz der Gemeinde aufgesucht, sitze jetzt hier am Fluß mit meinen Freunden den Moskitos und schreibe diesen Reisebericht.