Marokko 2016

Durch den Draa zum Erg Chigaga

Zum Erg Chigaga gibt es bekannte und weniger bekannte Wege. Die übliche Route führt einmal geradeaus durch M’hamid, um am Ortsausgang in eine meistens gut sichtbare Piste überzugehen. Diese Route bin ich bereits dreimal gefahren, trotzdem war es nie einfach den Weg zu finden, da der Wind hier immer wieder die Landschaft neu modelliert. Trotz GPS-Tracks und Waypoints muss man sich auch hier immer mal wieder den Weg neu suchen.

Dieses Jahr wollte ich aber mal was Neues ausprobieren, sozusagen die Anfahrt noch interessanter gestalten. Auf Google Earth hatte ich gesehen, dass im Süden an der algerischen Grenze noch ein weiteres, kleineres Dünengebiet existiert. Auf den Karten wird dieses als Erg Zeher bezeichnet. Gleichzeitig finden sich auch einige aktuelle Fotos, also muss es möglich (und erlaubt) sein dort hinzufahren. Auf OSM-Karten ist zwar ein Piste eingezeichnet, die anscheinend neben dem Oued Draa laufen soll, allerdings verlasse ich mich darauf nur ungerne. Die eingezeichneten Pisten sind oft nur Spurensammlungen und verlaufen sich auch gerne mal (wie zwei Tage vorher bereits passiert). Mit etwas Phantasie lassen sich allerdings in Google Earth Fahrzeugspuren direkt im Oued Draa erkennen. Also sollte es machbar sein, durch den Draa zu fahren.

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Ganz sicher kann man sich aber erst sein, wenn man es selber ausprobiert hat. Um den Einstiegs-Punkt zu erreichen, muss man in M’hamid am ersten Kreisverkehr links abbiegen, dann die Brücke übers Oued nehmen und direkt danach rechts ins Flussbett abbiegen. Ein Einheimischer bestätigt uns, dass man den Spuren ca. 60km lang folgen kann.

Leider führen uns die Spuren nach einigen Metern wieder aus dem Flussbett raus und in der Folge direkt in ein Dünenlabyrinth, bestehend aus einer Horde Sicheldünen. Die folgenden 10 Kilometer ziehen sich dann über eine Stunde hin, haben aber trotzdem viel Spaß gemacht. An einer Stelle hätten wir auch vorher schon ins Flussbett zurückfahren können, das wirkte allerdings an der Stelle wenig einladend. Der Boden war komplett mit feinstem Sand gefüllt. Eventuell der Grund dafür, weswegen die Spuren kurz hinter M’hamid wieder aus dem Draa rausführen.

Irgendwann hatte ich wieder eine passende Einfahrt ins Oued gefunden. Für die nächsten 10km ging es sehr flott durchs Oued – meistens auf feinem Weichsand – es empfiehlt sich also mit etwas Schwung zu fahren. Zum Glück hatte ich mir einen Waypoint für die Ausfahrt aus dem Oued gesetzt, ansonsten wären wir da bestimmt vorbei gebrettert. Vielen Dank an ubelix.de für die Koordinaten.

Auch die Ausfahrt besteht wieder aus Weichsand, war aber für uns problemlos zu befahren. Man kann sich allerdings bereits im Flussbett festfahren, wie das nachfolgende Video zeigt.

Die lustige Fahrt hier runter in den Süden lohnt sich auf jeden Fall, denn man steht plötzlich vor einem beeindruckenden Dünenfeld, welches eine Ost-West Länge von über 10 Kilometern hat und an der breitesten Stelle 2-3 Kilometer aufweisen kann. Man könnte auch hier schon die erste Dünendurchquerung in Angriff nehmen. Wir wollten allerdings weiter zum Erg Chigaga, weswegen wir hier nur kurz rein gefahren sind. Ich kann allerdings verstehen, dass einige Overlander mit mehr Zeit hier gerne einige Tage am Dünenrand verbringen.

Also zurück zum Draa, um kurz danach den Fluss auf einer gut sichtbaren Piste wieder zu verlassen. Es wurde dann sehr staubig, weswegen der Rest der Truppe in größerem Abstand verteilt war. Deswegen war ich auch alleine, als ich am Rand des nächsten Dünengürtels unvermittelt in eine Farm rein gefahren bin. Damit hatte ich hier nun wirklich nicht gerechnet. Einige Lehmhütten, ein älterer Pickup und einige Bewässerungsfelder sind hier zu bewundern. Alles durchaus ordentlich angelegt.

Der Besitzer hatte uns wohl gehört und stand schon an der Einfahrt vor seiner Hütte. Zu meiner Überraschung konnte er auch noch sehr gut englisch. Ich hab mich dann einige Zeit mit ihm unterhalten und ihn nach dem besten Weg gefragt, um zum Erg zu gelangen. Er meinte man könne zwar weiter durch den Draa fahren, riet aber davon ab, da durch die Regenfälle in den letzten Wochen die Spuren sehr schlecht zu finden wären und außerdem der Sand sehr weich wäre. Er meinte es wäre einfacher direkt über den Dünengürtel zu fahren und von dort in Richtung des Ergs zu fahren.

Nachdem wir den Draa in der Nähe der Farm selber in Augenschein genommen hatten, waren wir uns sicher, dass der Farmer recht hat und sind wie vorgeschlagen durch das kleine Dünenfeld gefahren. Was auch völlig problemlos machbar war.

Von Dünenrand aus mussten nur noch die restlichen 15 Kilometer bis zum Erg Chigaga bewältigt werden. Teilweise wieder Off-Piste, aber ohne größere Schwierigkeiten fahrbar.

Am Rand des Ergs haben wir dann unser Nachtlager aufgeschlagen, Feuerholz gesammelt und noch einen gemütlichen Abend am Lagerfeuer verbracht.

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