Polarkreis 2014

Grense Jakobselv

Wer mich etwas besser kennt, wird sich sicherlich nicht wundern, dass ich von Orten am „Ende der Welt“ magisch angezogen werde. So war es z.B. mit den Färöer Inseln und genauso ist es mit Grense Jakobselv – schon seit einigen Jahren schau ich mir immer mal wieder Fotos von diesem Ort an, überlege wann ich es denn mal einrichten kann, bis dorthin zu fahren.

Nun dieses Jahr hat es endlich geklappt! Wie viele Orte, die am „Ende der Welt“ liegen, erschließt sich auch Grense Jakobselv einem nicht auf den ersten Blick. Man muss sich Zeit nehmen, auf jeden Fall mehr Zeit, als die meisten anderen Besucher hier, die zum Parkplatz fahren, aussteigen ein oder zwei Fotos knipsen und wieder abdüsen.

Es ist ein sehr rauer Ort, mit Blick in die Barentssee. Oft tosen hier die Stürme drüber, die direkt vom Nordpol kommen. Es ist auch ein sehr einsamer Ort – die einzigen dauerhaften Bewohner sind die norwegischen Grenzposten, die oberhalb des Strands ihre Station haben.

Durch die Lage direkt an der russischen Grenze war Grense Jakobselv auch über viele Jahrzehnte der östliche Vorposten der NATO vor dem berühmten Eisernen Vorhang.

Als ich am 13. von Kirkenes aus hier hin gefahren bin, zeigte sich Jakobselv erstmal von seiner ungemütlichen Seite. Die Wolken hingen sehr tief, leider kein gutes Fotolicht. Da der Wetterbericht aber Besserung für den Tag versprach, bin ich für die nächsten Stunden auf dem Parkplatz direkt vor dem Strand geblieben.
Leider hatte der Wetterbericht zu viel versprochen, denn es wollte nicht besser werden. Nach einer längeren Wanderung, u.a. zur Kapelle, hab ich mich dann entschlossen, mir einen Schlafplatz für die Nacht zu suchen und auf den nächsten Tag zu hoffen.

Bereits bei der Wanderung hatte ich festgestellt, dass von dem kalten Wind ein paar hundert Meter vom Strand weg nicht mehr viel zu spüren war. Die kleinen Birken boten anscheinend genügend Windschatten. Jetzt musste nur noch ein Platz gefunden werden, der etwas versteckt liegt, so dass man nicht auf dem Präsentierteller für alle vorbeifahrenden sitzt. Ungefähr einen Kilometer hinter der Kapelle hab ich diesen Platz dann gefunden. Einige Fahrspuren führten Richtung Fluss und der gefundene Platz war wirklich perfekt. Windgeschützt, mit Blick nach Russland, von der Straße nicht einsehbar.

Da hier ein paar norwegische Caravans standen und auch einer der Besitzer anwesend war, hab ich die Gelegenheit genutzt und nachgefragt, ob es ok ist, wenn ich dort für eine Nacht stehe. Er meinte „it’s ok – it’s a free place“. Als guter Deutscher möchte man ja nichts Unerlaubtes tun 😉 .

Kurze Zeit später, ich hatte in der Zwischenzeit das erste Schläfchen gehalten, traf der nächste norwegische Caravan ein. Zu meiner Verwunderung fragte mich das Ehepaar, ob es OK sei, denn sie hätten einen Hund dabei. Die beiden kommen, wie sie erzählten, seit 25 Jahren an diesen Platz und stellen den Sommer über ihren Caravan fast immer auf denselben Platz. Dass es solche Möglichkeiten noch gibt, finde ich sehr schön. In Deutschland wahrscheinlich undenkbar.

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Durch mehrere Zufälle hab ich so einige sehr nette Norweger kennen gelernt und während über uns (von Wolken verhüllt) die Sonne nicht untergehen wollte, saßen wir noch bis 4 Uhr am Lagerfeuer und haben uns zu allen möglichen Themen ausgetauscht. So hab ich sehr viel zum Leben in Sör Varanger erfahren, mehr als ich bisher aus diversen Reiseführern erfahren konnte (steht sowieso überall dasselbe drin). Sie haben mir empfohlen, auf jeden Fall ins Pasvik Tal zu fahren, welches dann vermutlich das nächste Ziel werden wird.

Nun zum 14.6.
Jetzt stimmte endlich der Wetterbericht und dicken Wolken waren aufgerissen und es war nicht mehr nur ein grauer Matsch über einem. Sehr gutes Fotolicht, welches ich auch sofort für den ersten Zeitraffer Richtung russische Grenze genutzt habe. Anschließend ging es nach einem längeren Frühstück in der Sonne noch mal vor zum Parkplatz um noch ein paar Fotos mit besserem Licht aufnehmen zu können. Ein weiterer Zeitraffer durfte natürlich auch nicht fehlen.

Mein weiterer Plan sah dann vor, dass ich noch mal zurück zu meinem Stellplatz fahre, dort den Tag verbummel, um dann abends die Sonne über dem Nordmeer fotografieren zu können. War mal wieder nix – das Wetter drehte innerhalb kürzester Zeit auf Regen zurück und ich änderte genauso schnell meine Pläne. Schnell noch von meinen Nachbarn verabschiedet und auf ins Pasvikdal. Davon dann mehr im nächsten Bericht.