Island 2011

Besuch beim Vatnajökull und an der Karahnjúkar-Schlucht

Letzter „richtiger“ Urlaubstag auf Island und da will man natürlich nochmal was erleben 😉 . Da ich es 2008 versäumt hatte, mir den Monsterstaudamm an der Karahnjúkar-Schlucht anzuschauen, wollte ich dort auf jeden Fall heute vorbeifahren. Mario machte dann heute früh noch den Vorschlag, am Snæfell vorbei, bis zum Vatnajökull zu fahren. Dort müsste man direkt an den Gletscher ran kommen.

Hörte sich gut an, also ging es los.

Aufgrund des Staudammbaus ist die ehemalige Schotterpiste 910 jetzt ein gut ausgebauter Highway, über den man ins Hochland rauschen kann. Auf dem Weg dorthin schauten wir uns noch das „Loch“ an, aus dem das Wasser des Stausees kommt, nachdem es irgendwo tief im Berg die Turbinen angetrieben hat. Viel ist dort nicht zu sehen, es kommt halt Wasser aus dem Loch 😉 . Jede Menge Wasser, um genauer zu sein.

Weiter zum Gletscher, ist auch interessanter! Die F909 ist zum Glück immer noch eine Schotterpiste, die einen fast bis an den Gletscherrand führt. Rund um den Snæfell befindet sich diese typische Hochland-Landschaft, die ich so liebe. Hellgrüne Mooswiesen und im Hintergrund schwarze Berge. Im Fjallabak im Süden sind es dann meistens die grünen Berge, die mitten in einer schwarzen Sandlandschaft stehen. Diese Kontraste sind einfach genial!

Leider war das Wetter nicht so freundlich und es regnete leicht, so dass wir uns schnell wieder zurückgezogen haben. Was ich auch schade fand, man kann nicht direkt mit dem Auto ran fahren, ich hätte zu gerne ein Foto, Sorento vor Gletscher gemacht 😉 .

Die Tour bis zum Gletscher dauerte dann doch länger als gedacht, außerdem wurde es zwischenzeitlich recht kalt. Für morgen sind auch die ersten Schneefälle im Hochland vorhergesagt, was heute schon zu merken war.

Nicola und Mario waren bereits am Staudamm gewesen und sind wieder zurückgefahren, ich wollte aber trotz der fortgeschrittenen Zeit dort noch unbedingt hinfahren.

Schon von einiger Entfernung kann man das riesige Reservoire sehen, wie es zwei Schluchten blockiert. Die Anlage ist schon beeindruckend und ich habe großen Respekt, vor den Ingenieuren und Bauleuten, die diese Anlage möglich gemacht haben.

Allerdings hab ich sehr große Zweifel daran, ob diese monströse Anlage, wirklich an diesem Ort gebaut werden musste. Man kann jetzt argumentieren, hier würde saubere Energie produziert. Doch Energie wofür? Für eine Aluminiumhütte an der Ostküste, die dort jetzt wahrscheinlich auch die Landschaft verschandelt und gleichzeitig 10 neue Arbeitsplätze geschaffen hat. Das schlimme an solchen Projekten ist meistens, dass zum Schluss immer nur einer profitiert, nämlich der Betreiber der Aluminiumhütte, in diesem Fall die Firma Alcoa. Island hatte sich für den Bau bereits 2006 hoch verschuldet, Geld dass sie wahrscheinlich 2008 gut hätten gebrauchen können. Gleichzeitig wurde eine einzigartige Schlucht teilweise zerstört, der Rest der noch zu sehen ist, wirkt irgendwie leer, ohne rauschenden Fluss unten am Fuß der Schlucht. Was bei einem Vulkanausbruch unter dem Vatnajökull, mit gleichzeitigem Gletscherfluss in Richtung des Staudamms passieren kann, ist nur schwer vorstellbar.

Für mich überwiegen hier, trotz des Einsatzes von sogenannter regenerativer Energie, die Nachteile für das Land und seine Bewohner!

Ich bin dann noch bis zum Aussichtspunkt auf die Karahnjúkar-Schlucht weitergefahren, der über eine Piste ab dem Staudamm gut erreichbar ist. Über einen kurzen Fußweg gelangt man dann bis an die Schlucht ran. Ich war zum ersten Mal dort und war überwältigt. Da schmerzt es umso mehr, dass ich die Schlucht nie vor dem Bau des Staudamms gesehen hatte. Wer hier die Größe dieser Landschaft nicht sehen kann, sollte lieber zuhause bleiben!

Auf dem Rückweg über die 910 hatte ich dann nochmal Gelegenheit den Urlaub Revue passieren zu lassen. Der Ausblick war grandios und machte mich etwas traurig, dass dieser Urlaub schon wieder zu ende ist. Island ist nicht so einfach zu erreichen, gerade wenn man so reisen möchte, wie ich das halt tue.

Um mal ein Fazit zu wagen, es war die bisher kälteste Islandreise gewesen, obwohl ich nur sehr wenig Regen hatte. Gerade in der ersten Hälfte der Reise hatte ich sehr viel Sonnenschein, leider auch mit einem sehr kalten Nordwind. Aber dadurch sind viele schöne Aufnahmen entstanden.

Ich durfte viele, unglaublich schöne Landschaften für mich entdecken, war auf Pisten unterwegs, auf denen einem den ganzen Tag niemand begegnete und hab die Stille des Hochlands genossen. Zu keiner Zeit war ich mit meiner Entscheidung, nach drei Tagen alleine weiterzufahren unzufrieden. Ich würde es jederzeit wieder so machen. Dadurch konnte ich einfach mal mitten in der Einöde eine mehrstündige Pause einlegen, um die Kamera laufen zu lassen. So was kann man nur machen, wenn man alleine unterwegs ist. Das könnte man niemandem zumuten, sich mal eben 1-2 Stunden im Hochland hinzuhocken und einfach nichts zu machen und darauf zu warten, dass die Timelapse-Aufnahme gelingt 😉 .

Es war sicherlich nicht meine letzte Islandreise gewesen, beim nächsten Mal hätte ich nur ganz gerne etwas wärmere Temperaturen. So fünf Grad mehr würden schon reichen 😉 .

Da es morgen nur noch auf die Fähre geht und die Wettervorhersage eher negativ ist, beende ich an dieser Stelle das Reisetagebuch Island 2011. Ich hoffe, dass es allen, die virtuell mitgefahren sind, gefallen hat.

Als Nachtrag noch ein TimeLapse-Video mit Eindrücken von den Färöer-Inseln und Island.

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