Kurztrips

Ostern in Lothringen Part 3

Sonntag dann “rund um Verdun”. Die Umgebung und auch die Stadt sind gespickt mit Sehenswürdigkeiten, die einen allerdings auch teilweise mit einem beklommenen Gefühl zurücklassen.

Verdun war viele Jahrhunderte Festungsstadt und Bollwerk für Frankreich gegenüber von Westen eindringende Feinde (also aus Deutschland). Da ich hier keine geschichtliche Abhandlung schreiben möchte, mal wieder ein Link zur Wikipedia.
Die Stadt selber und auch die große Zitadelle in der Stadt haben wir uns für einen weiteren Besuch aufgespart. Es ist einfach zuviel für einen Tag!

Wir wollten uns das berühmteste Schlachtfeld des 1. WK ansehen. Zur Besichtigung hatten wir uns Fort Vaux und das Fort Douaumont ausgesucht. Beide Forts waren im Verlauf der 300 tägigen Schlacht rund um Verdun heftig umkämpft. Über den Kampf am Fort Vaux, gab es letztes Jahr mal eine sehr gute Doku bei Phoenix zu sehen.

Fort Vaux wurde nach dem 1. WK nur notdürftig wiederhergestellt, ist aber auch im inneren zu besichtigen. Die 5 Euro, die man als Kombikarte für beide Forts bezahlt, lohnen sich.
Die Außenansicht vermittelt schon einen guten Eindruck davon, wie hier die Zerstörungskräfte des Krieges gewütet haben.
Fort Vaux

Auch das Dach des Forts ist einzige Kraterlandschaft. Nur die Meterdicke Stahlbetondecke dürfte das Fort davor bewahrt haben, einzustürzen.
Fort Vaux

Fort Vaux

Fort Vaux

Fort Vaux

Im inneren dann eine feuchte, sehr kalte und im Jahr 1916 vermutlich auch sehr dunkle und laute Umgebung.
Fort Vaux

Fort Vaux

Fort Vaux

Das Fort wurde übrigens nach erbitterten Kämpfen von deutschen erobert und einige Tage später wieder aufgegeben. Die Franzosen konnten es kampflos zurückerobern. Ein Menschenleben war im 1. WK einfach nichts wert!

Am Fort Douaumont im Prinzip von außen eine ähnliche Ansicht.
Fort Douaumont

Fort Douaumont

Nur ist diese Anlage viel größer und deswegen auch nur teilweise für Besucher zugänglich. Die Gefahr sich zu verlaufen ist einfach zu groß.
Dieses Fort wurde von den Franzosen zu Beginn der Schlacht aufgegeben, da das französische Oberkommando an der Verteidigungsfähigkeit des Bauwerks zweifelte. Die deutsche Armee nahm dieses Geschenk dankend an, worauf hin die Franzosen wieder erbittert versuchten, das Fort zurückzuerobern. Nur eine von vielen Geschichten, die den Irsinn des Krieges beleuchten.
Auf dem Dach wieder die bereits bekannte zernarbte Oberfläche.
Fort Douaumont

Fort Douaumont

Fort Douaumont

Beide Forts haben im inneren viele mehrsprachige Infoschilder, die die Geschichte der Schlacht erzählen. Zusätzlich bekommt man ein deutsches Infoblatt mit, dass einem beim Rundgang weiterhilft, sich zu orientieren.

In beiden Forts findet man diese Stellen, die zur Verteidung gegen Eindringlinge gedacht waren.
Fort Douaumont

Im Inneren erinnern 2 Gedenkstätten an die Gefallenen beider Seiten.

Fort Douaumont

Fort Douaumont

Weiter ging es zum zentralen Mahnmal der Schlacht bei Verdun, dem sog. Gebeinhaus und dem davorliegenden Soldatenfriedhof.
Da das Beinhaus teilweise eingerüstet war, hab ich von außen kein Foto gemacht. Das Gebäude erinnert an eine 3-schiffige Kathedrale und wurde zwischen dem 1. und 2. WK erbaut.
Das Foto aus Panoramio zeigt das Gebäude von außen …

In seinem inneren beherbegt diese “Kathedrale” die Überreste von ca. 130.000 Toten, die auf dem Schlachtfeld ihr Leben gelassen haben. Es handelt sich um die Überreste beider Seiten, von Soldaten, deren Identität nicht mehr feststellbar war.
Selbstverständlich ist im Inneren das fotografieren nicht erwünscht, woran ich mich natürlich richte.
Einige weitere Infos und auch Fotos von innen…
Ehrlich gesagt hätte ich auch nicht fotografieren können, selbst wenn es erlaubt gewesen wäre. Die Empfindungen, die man bei der Besichtigung hat, lassen sich schlecht beschreiben, ich kann jedem nur raten, der mal in der Gegend ist, sich zumindest dieses Zeugnis menschlichen Wahnsinns anzuschauen.
Wieviele Menschen letztendlich die Schlacht von Verdun mit ihrem Leben bezahlen mußten, ist bis heute nicht wirklich geklärt. Schätzungen gehen von 800.000 Toten, Vermißten und Verwundeten aus.

Direkt vor dem Beinhaus liegt ein Soldatenfriedhof mit 15.000 Gräbern.
Osuaire de Douaumont

Osuaire de Douaumont

Osuaire de Douaumont

Osuaire de Douaumont

Bis heute, fast 100 Jahre nach der Schlacht, hat sich die Natur auf dem Schlachtfeld noch nicht vollständig erholt. Die ganze Umgebung sieht aus, als hätten mehrere Riesen mit ihren Spaten die Landschaft umgekrempelt. Es gibt in den Wälder, außer den Wegen, keine einzige ebene Fläche. Ein Einschlagskrater neben dem anderen.

Im Wald von Verdun liegen auch einige zerstörte Dörfer, die nach dem 1. WK nicht wiederaufgebaut wurden, da sie mitten in der roten Zone lagen. Diese Zone darf teilweise auch heute noch nicht überall betreten werden, da immer noch Blindgänger im Erdreich liegen können.

Eines dieser Dörfer haben wir uns angeschaut, bzw. haben versucht uns vorzustellen, wie es mal ausgesehen haben mag. Um es vorwegzunehmen, es ist nicht mal ansatzweise möglich, die Struktur des Dorfes nachzuvollziehen. An einer Stelle waren die Überreste einer alten Brücke zu sehen, der Friedhof wurde wiederaufgebaut und eine Gedenkkirche.
Beaumont en Verdunois

Beaumont en Verdunois

Beaumont en Verdunois

Beaumont en Verdunois

Hier oben trennten sich unsere Wege. Ich bin noch auf einen Familienbesuch rüber nach BAD gefahren, Christiane und Markus haben noch einen weiteren Tag in Lothringen verbracht.

Ich hoffe es war nicht zu langatmig zu lesen 😉 .

2011-04-24