Westalpen 2009

Punta Colomion und Passo Mulattiera

Bericht vom 08.09.

Am heutigen Tag gab es mal wieder eine Premiere. Eine Tour, die wir alle noch nicht kannten. Es sollte über die Punta Colomion zum Passo Mulattiera gehen. Der letztere war über viele Jahre mit dem Auto nicht mehr anfahrbar gewesen, da die Trasse abgerutscht war. Die letzten Kilometer hätte man also zu Fuss gehen müssen, was jetzt auch kein Beinbruch gewesen wäre 😉 .

Nun hatte uns aber unser österreichischer Nachbar auf dem Campingplatz erzählt, dass die Italiener eine neue Trasse bis zur Mulattiera raufgeschoben hätten, die man auch mit dem Auto befahren könne. Die machen wirklich komische Sachen die Italiener, einerseits werden vorhandene Wege gesperrt, andererseits werden nicht mehr befahrbare wieder instand gesetzt und geöffnet. Aber egal, somit stand unser Ziel für den heutigen Tag fest.

Der Einstieg ist nicht ganz einfach zu finden. Zwischen Oulx und Bardoneccia folgt man dem Abzweig unter den Gleisen durch zum Fort Bramafam. In diesem befindet sich auch ein Museum, dass in der Hauptsaison geöffnet hat und im September an den Wochenenden. Aber wir wollten ja höher hinaus und außerdem war kein Wochenende 😉 .

Also weiter den Berg hoch, Richtung Punta Colomion. Eine tolle Strecke! Nicht zu schmal, mit einem lockeren Staubbelag, der aber die Sicht wenig beeinträchtigt, wenn man vorne fährt, ging es über mehrere Kehren bis zur Bar Colomion hoch. Ich hatte richtig Spaß dabei, den Sorento dort hochzutreiben. Unterwegs kam uns noch das italienische Militär entgegen, mit zwei Fiat “Unimogs” 🙂 . Wie immer freundliches Grüßen und weiter gings!

An der Bar angekommen, hab ich erstmal gedacht, ich wäre im falschen Film. Draußen das Schild “aperto”, ein Wegweiser zum “Parkplatz” und auch sonst deutete nichts drauf hin, dass die Bar nicht geöffnet hätte. Alle Sonnenschirme draußen, Stühle usw. – nur das Personal fehlte. Aber was solls, wozu ist man mit drei Autos unterwegs, wenn man keine Verpflegung dabei hat? So haben wir kurzentschlossen das Angebot angenommen, uns häußlich niedergelassen und erstmal einen Mittagssnack zu uns genommen. Da das Wetter so herrlich war, zog sich die Pause über ca. 2 Stunden hin. Aber wir sind ja im Urlaub und nicht auf der Flucht 😉 .

Mulattiera_0908_08

Irgendwann ging es dann doch mal weiter, denn wir wollten noch zur Mulattiera rauf. Mulattiera bedeutet übrigens übersetzt nichts anderes als “Saumpfad”.
Der Saumpfad machte seinem Namen dann auch alle Ehre. Es wurde immer schmaler und das Ziel schon vor Augen, entschied sich Andreas dazu, den restlichen Weg erstmal zu Fuß zu erkunden. Er meinte dann, es wäre fahrbar, aber sehr schmal – nun gut, dass hier ist ja kein Kindergeburtstag und Sissys sind wir auch nicht 😉 . Ehrlich gesagt, war mir beim Anblick der Piste schon etwas unwohl und wenn ich alleine hier gewesen wäre, dann hätte ich den restlichen Weg sicher zu Fuß zurückgelegt. Aber so war es natürlich ein tolles Erlebnis mit Gänsehautfaktor. So nah waren die Reifen einer Seite noch nie dem Abgrund, mit gleichzeitigem Kuschelfaktor am Felsen auf der anderen Seite. Also viel breiter als unser Trio aus Defender, Sorento und Terracan sollte ein Auto nicht sein, wenn man den restlichen Weg auch noch bewältigen will.

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Dafür wird man dann am Ziel mit einem tollen Wendeplatz belohnt, auf dem sich einmalige Gruppenfotos machen lassen. Schließlich muss man ja der Nachwelt einen Beweiss hinterlassen, “wir waren dort” 🙂 .

Am Passo Mulattiera findet sich ein altes Kasernengebäude, dass in wirklich irrer Lage in den Felsen hinein gebaut wurde. Gebaut wurde der Irrsinn im 2. Weltkrieg von den Italienern, wozu auch immer. In der Nähe verlief damals schon die Grenze nach Frankreich, also wurden von hier oben die Schafe und Kühe bewacht 🙂 . Heute werden die Räumlichkeiten gerne von den Schäfern als Unterstand bei schlechtem Wetter genutzt.

Die Befahrung des Saumpfades wird mir auf jeden Fall noch lange in Erinnerung bleiben.