Norwegen 2007

Rund um Andalsnes (31.05. – 01.06.)

31.05.07 Donnerstag

Heute früh aufgestanden und gedacht – Mist Nebel! Nachdem es fast die ganze Nacht geregnet hatte, war es jetzt neblig und von der großartigen Bergwelt um mich rum, war nichts zu sehen. Aber egal, wer schon häufiger nach Norwegen gefahren ist, der weiß, dass sich das Wetter auch schnell wieder ändern kann.

So bin ich dann nach einem gemütlichen Frühstück gegen 10 Uhr erstmal Richtung Touri-Info in Andalsnes abgefahren. Diese Einrichtungen sind wirklich toll in Norwegen, weil man neben den Standardprospekten auch immer ortskundige Mitarbeiter antrifft, die einem gerne wertvolle Tipps für die Umgebung geben.
Zu meiner Überraschung, war die Auskunft hinterm Tresen eine ausgewanderte Deutsche, die jetzt seit 4 Jahren in Norwegen lebt. Das macht die Unterhaltung natürlich viel einfacher. Überhaupt treffe ich dieses Mal überall ausgewanderte Landsleute. Die scheinen also nicht nur in den Doku-Soaps in den Privatsendern auszuwandern, sondern es gibt diese Leute wirklich .

Vollgepackt mit wertvollen Informationen und einer schönen Umgebungskarte der Romsdalsalpen, war ich bereit einen ersten Ausflug zu unternehmen. Zu meiner Freude hatte sich das Wetter merklich gebessert, der Nebel war dabei abzuziehen und die Sonne versuchte schon etwas zwischen den Wolken durchzuschauen. Schnell noch ein paar Fotos vom Isfjord gemacht und ab Richtung Vengedalen.  Die Beschreibung dieses kleinen Tals, zu Fuße des Romsdalshornet, hatte mir so gefallen, dass ich dort unbedingt hinmusste. Außerdem sollte es dort eine Möglichkeit geben, einen tollen Ausblick auf die Trollveggen-Wand zu bekommen. Dafür muss man einen steilen Pfad auf das Littlefjell erklimmen.

VengedalenDer Weg ins Vengedalen war schnell gefunden, die obligatorische Maut auch entrichtet. Von den Gebühren haben sie wohl die Straße fast komplett asphaltiert. Was für eine Verschwendung – in so ein Tal gehört eine Piste, so dass dort nicht jeder gleich meint, er müsse mit seinem Auto hochfahren ;). Wahrscheinlicher aber ist, dass sie die Straße für das Wasserkraftwerk so befestigt haben, dass dort in irgendeinem Berg sein muss.

Am Ende der Straße gibt es dann einen Parkplatz, von dem aus man einen tollen Blick durch das ganze Tal hat. Den Parkplatz gibt es wirklich und in ein oder zwei Wochen wird man ihn wohl auch anfahren können, nur am heutigen Tag war die Zufahrt 2 bis 3 km vor dem Ziel durch mehrere Schneefelder versperrt. Nach mühsamem Wenden des Wagens auf der schmalen Straße, bin ich dann den Rest des Weges zu Fuß abgelaufen. War auch sehr schön und man sieht viel mehr, als wenn man einfach mit dem Wagen raufdüst. Eigentlich sollte das Schneefeld aus diesem Grund dort immer sein .

Den Pfad aufs Littlefjell hab ich mich dann nicht raufgetraut, da überall noch Schneefelder waren und die Steine sehr nass und rutschig waren. Aber den Trollveggen sollte ich trotzdem noch vom Vengedalen aus sehen. Bei der Rückfahrt hab ich nochmal einen Fotostopp eingelegt und zu meiner Verblüffung feststellen müssen, dass man von dieser Position aus einen fantastischen Blick auf die Trollveggen-Wand hat.  Auf der Hinfahrt ließ sich das noch nicht erahnen, da sich das Romsdalen zu dieser Zeit wohl noch in Hochnebel gehüllt hatte.

TrollveggenNach diesem Anblick stand das nächste Ziel fest: Trollveggen!
Ich wollte diese Wand endlich mal Sonnenschein sehen und mir dort auch genügend Zeit nehmen, diese richtig abzulichten, was gar nicht so einfach ist, da man für ein Foto dort generell zu nah dran steht. Man darf nicht vergessen, dass die Wand 1800m hoch ist und der Aussichtspunkt unten im Tal auf ca. 50m liegt. Deshalb lässt sich die Wand auch wesentlich besser vom gegenüberliegenden Littlefjell mit seinen 790m ablichten.

Am Trollveggen angekommen merkte ich bereits, dass auch heute das Projekt „Foto vom Trollveggen“ nicht ganz einfach werden würde. Das Licht wäre OK gewesen, es schien auch die Sonne, nur diese Stand genau über dem Trollveggen, so dass man teilweise direkt in die Sonne fotografieren musste. Mit einigem rumprobieren, sollte mir aber trotzdem das eine oder andere gute Foto gelungen sein.

So war dann schnell kurz vor 4 und ich überlegte, ob ich es für heute gut sein lassen sollte, oder ob vielleicht noch ein Ziel drin sei. Naja, dass Wetter war gut, es schien meistens die Sonne und eine Regel für einen Norwegen-Urlaub lautet: „Aktivitäten nicht aufschieben auf einen anderen Tag, denn morgen könnte es den ganzen Tag regnen!“

TrollstigenSo bin ich dann kurzentschlossen noch den Trollstigen raufgedüst. Es war kaum Verkehr, mir ist kein Wagen entgegengekommen, so dass es wirklich Spaß gemacht hat, die Serpentinen hochzufahren. Hätte nie gedacht, dass eine solche Straße mit dem Sorento soviel Spaß macht.  Da ich heute bereits zum fünften Mal hochgefahren bin, war es auch nicht notwendig, an jedem Stein für ein Foto anzuhalten. Den besten Ausblick hat man eh von oben von der Aussichtsplattform. Die Fahrt dort hoch hat sich heute wirklich gelohnt, denn ich hatte den besten Blick, den ich bis jetzt von dort aus hatte. Außerdem war so gut wie nichts los, keine nervigen Busladungen, kaum WoMos, die den Weg versperren, wirklich perfekt. Ab ca. 700-800 Metern herrscht noch der Winter. Die Schneehöhen sollen zwar niedriger sein als normal, aber ich werde das auf jeden Fall bei den Planungen der nächsten Tage berücksichtigen müssen.
Auf der Rückfahrt den Trollstigen runter, hab ich noch ein kleines Onboard-Video gemacht. Die Kamera wurde dafür einfach mittels Klebeband auf das  Armaturenbrett geklebt. Hielt perfekt und hat zu einem witzigen Video geführt, auf dem man vielleicht mal erahnen kann, wieso ich diese Straße so gerne fahre. Leider ist mir die Idee erst kurz vor der Rückfahrt gekommen, ansonsten hätte es ein viel besseres Video von der Uphill-Tour gegeben.
Den Rest des Abends hab ich dann noch mit einkaufen, essen und dem suchen nach einem offenen WLAN verbracht. Man glaubt gar nicht, wie viele offene WLANs es hier noch gibt. Werde das morgen nochmal ausprobieren und dabei vielleicht eine stabilere Verbindung hergestellt bekommen, als heute. Vielleicht reicht es dann auch wieder zu einem kurzen Skype-Chat.

Freitag 01.06.07

Seit gestern Abend war hier Sturm, der allerdings auch verhindert hat, dass es angefangen hat zu regnen. Auch sonst war das Wetter leider nicht mehr so gut wie noch gestern. Aufgrund des Sturms hab ich dann erstmal meine Pläne umgestellt.

Im Isterdalen sollte man vor den Winden aus Richtung Süd eigentlich ganz gut geschützt sein, so dass ich einen Abschnitt des Kløvstien laufen wollte. Der Kløvstien war vor dem Bau des Trollstigen die Verbindung zwischen dem Isterdalen und dem Valldalen. Im unteren Teil ist der Kløvstien noch relativ einfach zu laufen. Im Bereich des Trollstigen ist er dann teilweise einem Klettersteig ähnlich. Bei gutem Wetter sollte aber jeder Wanderer, der gut zu Fuß ist, dort raufgehen können.

KloevstienHeute war das allerdings nur bedingt möglich. Am ersten Einstiegspunkt ungefähr in der Mitte des unteren Teils musste ich nach ca. 200 Metern umkehren, da der Weg sich in einen tieferen Bach verwandelt hatte. So bin ich mit dem Auto noch ein paar Kilometer das Tal raufgefahren, bis zum nächsten Einstiegspunkt, der ungefähr am Beginn des Trollstigen zu finden ist. Man muss dafür eine gesperrte Brücke überqueren. Wobei die vermutlich nur für Fahrzeuge gesperrt ist, denn die Konstruktion sah sehr stabil aus, so dass ich keine Bedenken hatte, dort rüber zulaufen.

Ich wollte eigentlich vorn dort aus den Kløvstien bis zu der Brücke über den Wasserfall begehen. Von dort aus dann teilweise über die Passstraße zurücklaufen. Da momentan anfang Juni nicht soviel los ist, könnte man das auch machen. In der Hauptsaison würde ich dringend davon abraten, da man ansonsten Gefahr läuft, als Kühlerfigur eines der zahlreichen Busse zu enden.
Leider bin ich nicht bis zur Brücke vorgedrungen, da der Weg kurz davor sehr steil wird. Das wäre normalerweise auch noch kein Problem gewesen, da hier Ketten und Seile gespannt sind, nur führen die Wasserfälle durch die Schneeschmelze momentan soviel Wasser, dass dieser Bereich komplett in der Gischt von zwei Wasserfällen lag. Das wäre also nicht nur eine verdammt feuchte Angelegenheit geworden, sondern auch sehr gefährlich gewesen, über die nassen Felsen zu laufen. Da ich noch an meinem Leben hänge bin ich an dieser Stelle umgekehrt und wieder zurück zum Auto gelaufen.

TrollstigenTrotz allem eine schöne Wanderung, bei der man mal ganz andere Ansichten des Trollstigen bekommen konnte. Sie war nur kürzer als eigentlich geplant, so dass ich gegen 12 Uhr schon wieder am Auto war.
Also hab ich erstmal das Mittagessen vorgezogen, das es normalerweise erst am Abend gibt.

Da der Tag noch jung war, wurde noch ein Ausflug ins Grøvdalen bei Isfjord eingeplant. Eigentlich sollte man dort noch eine schöne Wanderung machen können. War aber leider nicht! Das Tal ist sehr eng und man hat praktisch null Aussicht. Sehr schade, den Weg und die Straßenmaut für den Feldweg hätte ich mir sparen können.  Daher mein Tipp an alle, die diese Gegend noch besuchen wollen, fahrt wie ich gestern ins Vengedalen, das lohnt sich wirklich, v.a. wenn man die Gelegenheit bekommt aufs Littlefjell zu klettern, was gestern leider nicht möglich war.

Morgen werde ich den Campingplatz Mjelva verlassen und in Richtung Kristiansund düsen. Ich möchte einfach auch nochmal die Küste sehen. Ich werde versuchen die Straße zwischen dem Eikesdalen und Sunndalen zu nehmen. Allerdings bin ich skeptisch, ob diese bereits offen ist. Nach den Schneemengen zu urteilen, die ich gestern oberhalb des Trollstigen noch gesehen habe, dürfte die Straße eigentlich nicht offen sein.