Marokko 2015

Entlang des Oued Draa nach Tan Tan

Der Draa begleitet uns quasi seit Ouarzazate fast jeden Tag. Auch wenn man nicht immer drüber nachdenkt, so bewegt man sich doch auf den Etappen von Mhamid nach Tata immer wieder im Oued des Draa.

Fährt man von Ouarzazate nach Zagora, denn folgt die Nationalstraße immer dem Lauf des Flusses, der auch hier noch meistens Wasser führt. Kurz hinter Zagora versickert dann das verbleibende Restwasser im Wüstensand. Das meiste Wasser wird bei Ouarzazate in einem großen Staudamm aufgefangen. Somit landet auch das Wasser des Draa normalerweise nicht im Atlantik. Auch der Lac Irici gehört zum Oued Draa und wird auch heute noch, nach heftigen Regenfällen überschwemmt.

Nach unserem Abstecher in den Anti-Atlas treffen wir jetzt also bei Assa den Draa wieder, bzw. das Oued (Wadi) Draa. Wir folgen in den nächsten beiden Tagen mehr oder weniger dem Verlauf des Oueds. Die Piste kreuzt dabei immer wieder den Verlauf des Oueds und man kann an den Ufern auch schön sehen, dass hier durchaus immer mal wieder größere Wassermengen durchfließen. Gräbt man mit der Schaufel etwas im Sand, so wird dieser nach kurzer Zeit nass. Das erklärt auch den vergleichsweise üppigen Bewuchs rechts und links des Oueds. Der Rest der Landschaft ist entweder öde Steinwüste oder besteht auch ausgedehnten Schwemmtonebenen. Da hebt sich das grüne Band wohltuend aus der Landschaft ab.

Der Pistenanteil auf dieser Etappe beträgt ca. 170km, so dass wir die Strecke in zwei Teile aufteilen. Es besteht kein Grund hier durch zu hetzen und bei einer Durchschnittsgeschwindigkeit von 20 – 25km/h braucht es einfach seine Zeit die Strecke zu bewältigen.

Von Assa kommend kommt man auch nur relativ langsam vorwärts. Immer wieder muss die Spur gesucht werden. Wir biegen auch ein paar Mal falsch ab und fahren danach meistens Offpiste wieder zurück auf die richtige Piste. Besonders in den Abschnitten, die teilweise über einen Meter hoch mit Gebüsch bewachsen sind, ist es nicht immer einfach den richtigen Weg zu finden.

Außer uns sind in dieser Gegend nur Kamelzüchter mit ihren alten Land Rovern unterwegs. In diesem trockenen Klima hier rotten diese bestimmt 30-40 Jahre alten Fahrzeuge nicht weg. Die Technik ist auch sehr simpel, so dass sie immer wieder in den einfachen Werkstätten im Süden repariert werden können. Man sieht diese Land Rover hier wirklich noch häufig. Von daher kann ich es nur jedem Serie-Fan empfehlen mal in diese Gegend zu fahren. Hier stehen die Teile nicht im Museum rum, sondern müssen jeden Tag noch hart arbeiten.

Gegen 15:30 Uhr machen wir uns auf die Suche nach einem geeigneten Übernachtungsplatz. Nicht so einfach, denn die Landschaft ist topfeben und den ganzen Tag über bläst ein starker Wind aus östlicher Richtung. Das Oued Draa haben wir zu diesem Zeitpunkt bereits verlassen, weswegen es auch kaum noch Bäume oder Büsche gibt, hinter denen man sich verstecken könnte.

Wir finden dann einen geeigneten Platz an der Böschung eines kleinen Oueds. So ganz wohl ist uns zwar nicht, hier zu übernachten, aber eine richtige Alternative ist auch nicht in Sicht. Zum Glück lässt der Wind nach, nachdem die Sonne untergegangen ist. Etwas Sorgen bereiten uns dichte Wolken, die langsam am Himmel aufziehen. Wasser kommt aber keines raus, so dass unser Platz trocken bleibt. Im Notfall hätten wir hier auch schnell den Rückzug auf die gegenüberliegende Böschung antreten können.

Nach einer sehr ruhigen Nacht, geht es am 12. weiter Richtung Tan Tan. Leider hatte sich das Wetter weiter zugezogen, so dass die Sonne nur noch hinter einem Schleier sichtbar war. Kein Wetter um schöne Fotos zu machen. Gleichzeitig war der Wind noch stärker geworden als am Vortag. Beides hat mich nicht dazu motiviert Fotos zu machen, so dass die meisten Aufnahmen des Berichts vom 11. stammen.

Zu unserer Überraschung mündet die Piste nach ca. 30 Kilometern in eine neu geschobene und planierte Piste, die wahrscheinlich in dieser Form im Nachbartal bis nach Assa führt. Fast Autobahnähnlich können wir hier mit 90 – 100 km/h zum Endpunkt der Tour brettern.

Dadurch waren wir dann plötzlich bereits gegen 12 Uhr in Tan Tan, nur um dort in einen riesen Auflauf zu kommen. Jede Menge Polizei, Militär, Feuerwehr, Krankenwagen und wichtig rumlaufende Männer in schwarzen Anzügen. Da fragt man sich schon, was denn hier los ist. Die Antwort bekam ich an der Shell Tanke, an der ich von einem deutsch sprechenden Feuerwehrmann angesprochen wurde. Er war so erfreut, ein deutsches Kennzeichen zu sehen, dass er mich spontan angesprochen hatte. So konnte ich wenigstens erfahren, was hier los ist.

Der König war in Layounne zu Besuch gewesen. Deswegen der riesige Auflauf – man hat den Eindruck das die Hälfte des marokkanischen Militärs hier unterwegs ist. Wir fahren erst mal aus dem Trubel raus und besuchen das Cap Draa. Damit haben wir dann auch den Endpunkt des Draa erreicht. Hier führt er wieder Wasser, welches allerdings nicht aus dem Atlas stammt. Auf der Anfahrt zum Cap Draa kurven wir auch noch aus versehen in ein Militärcamp. Was für eine Aufregung, obwohl doch klar war, dass wir keine Terroristen sind, sondern uns nur verfahren haben 😉 . Die Ansammlung von Blechhütten war allerdings auch nur mit viel Phantasie als Militärcamp erkennbar.

Vom Cap Draa aus geht es nochmal zurück nach Tan Tan, wir hatten vergessen einzukaufen. Von dort dann nur noch zurück an die Atlantikküste nach El Ouatia und haben hier auf einem der noch leeren Campingplätze unser Lager aufgeschlagen, Wir hatten mal wieder Sehnsucht nach einer Dusche 😉 .

Ab morgen geht es wieder zurück Richtung Agadir, allerdings in kleinen Etappen. Wir wollen erst am Mittwoch Abend in Agadir sein.